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3lawflyer10.02.1996


Strange Brew
Blues again ...
Blues Mafia
Have Mercy with Abi Wallenstein

 

 

 

Baßgetön aus der Sektflasche

3. "Blueslawine" im Haus der Jugend

 

Das Engagement der Osnabrücker "Bluesverstärker" wurde mal wieder honoriert. Zum dritten Mal veranstaltete die "Vereinigung zur Förderung der regionalen Bluesszene" im Haus der Jugend die "Blueslawine". Eine ganze Nacht voller Bluesmusik verschiedener Kategorien hatte auch diesmal wieder zahlreiche Fans der blauen Noten angelockt. Die vier geladenen Bands schafften es von Anfang an, die Zuhörer aus der Reserve zu locken.

Bereits um 19 Uhr begann das Programm mit der Osnabrücker Band "Strange Brew". Die vier ausgesprochen jungen Musiker mußten die Bühne so früh erklimmen, damit um Mitternacht noch Zeit für eine Session blieb. Ihre frische und unverbrauchte Art, Blues und Rock zu verbinden, mit der Hammondorgel Drive in den Rhythmus zu zaubern, an der Gitarre dem Geist Jimi Hendrix' nachzuspüren und mit dem Baß akzentuierte Läufe in die Musik einzubauen, begeisterte. So geriet der Auftritt von "Strange Brew" zu einem hoffnungsvollen Debüt, denn die Musiker standen in dieser Besetzung zum ersten Mal auf der Bühne.

Die Mundharmonika wurde im Laufe des weiteren Abends zum bestimmenden Element der Musik. Holger Brinkmann blies das kleine Instrument beim Trio "Blues again . . ." aus Münster. Standbaß und Gitarre lieferten die Begleitung für deren akustische Spielart des Blues, und manchmal wurde auch zur Zwölfsaitigen oder zur Dobro gegriffen, damit der "Hoochie Coochie Man" auch richtig in den Trott kam.

Als in allen Abteilungen sattelfest erwies sich danach die ebenfalls aus Münster stammende "Blues Mafia". Elektrifiziert und technisch gekonnt spielte sich die Band durch ein Repertoire aus Country, Western über Rhythm'n'-Blues bis zum klassischen Chicago-Blues. Ein zigarrenrauchender Drummer und ein Harp-Spieler, der beim Tonartwechsel die passende Mundharmonika aus einer Art Patronengurt zog, sorgten neben der mitreißenden Musik auch optisch für Stimmung.

Einem Tonkrug (englisch:jug), auf dem Baßmelodien geblasen werden, verdankt die Musik des Topacts den Namen: Dem Memphis Jug haben sich "Have Mercy" verschrieben, die diesmal mit dem Hamburger Bluesguru Abi Wallenstein antraten. Zwei furiose Harmonicas, Mandoline, Slide-Gitarre und statt des Tonkrugs eine leere Sektflasche machten den Auftritt dieses internationalen Quartetts zu einem besonders hautnahen Erlebnis. Regelrechte Harp-DuelIe, markanter Gesang und die authentische Ader Wallensteins sorgten für einige Höhepunkte.

Kaum noch aufzuhalten war die "Blues Lawine", als zur Session neben Musikern aller beteiligten Bands auch noch die in Osnabrück beheimatete Chicago-Queen Angela Brown auf der Bühne erschien, das Mikro in die Hand nahm und mit ihrer rauchig-mächtigen Stimme und ihrer exaltierten Art für einen glänzenden Schlußpunkt sorgte.

NOZ vom 12.02.1996

Photos: Hans-Jürgen Weis/Wolfgang Lampe