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9lawflyer22.02.2003


Crimson Alley
The Mudsliders
The Swamptones

 

 

 

Waschbrett in der Frontlinie

 

Sicher, Köln wurde in den letzten Jahren des Öfteren von schweren Hochwassem heimgesucht. Trotzdem liegt die Stadt nach wie vor am Mittelrhein und nicht im Mississippi-Delta. Auch wenn die sechs Musiker von "The Swamptones" so tun.
Der unbedarfte Hörer im Haus der Jugend konnte zu dem Schluss kommen, dass die Gruppe aus Köln und Umgebung waschechten Rhythm n.& Blues spielt, und das ganz ordentlich und tanzbar bis zum Schluss. Insofern ein gutes Finale der "Blueslawine", dem Festival, das die "Osnabrücker Bluesverstärker" bereits zum neunten Mal ausrichten - aus purem Spaß an der Freude. Nur: Ein wenig seltsam ist es schon, sechs wackere Westfalen zu erleben, die vorgeben, originär schwarze Musik zu spielen.
Die Musik der sechs animiert zum Mitwippen und -tanzen, und Akkordeon plus Waschbrett in der Frontline bringen exotisches Kolorit ins Spiel. Ein kleiner Etikettenschwindel bleibt das Ganze dennoch.

Allerdings hatten die Swamptones auch das Pech, die Bühne nach dem Trio "The Mudsliders" betreten zu müssen. Denn diese Gruppe machte so richtig klar, was guten Blues ausmacht.
Steve Baker zeigte, was sich an Farben und Linien aus einer einfachen Bluesharp herausholen lässt: ein Virtuose mit Jazz-Qualitäten. Als kongenialer Partner auf der anderen Seite der Bühne sang Dick Bird und besorgte an der Gitarre den harmonischen Unterbau, verflüchtigte sich in FingerPicking-Solos und kehrte wieder auf den Boden der drei Akkorde zurück - gerne und oft mit gezogenen Bottle-Neck-Tönen.
Und schließlich in der Mitte Angela Altieri, die Schlagzeugerin der Gruppe. Ihr Set trägt die grazile Blues-Lady vor dem Bauch: Waschbrett und ein paar Gimmicks wie Becken, Klingel oder Sardinenbüchse. Das bedient sie wahlweise mit Fingerhüten oder mit Quirl und Schneebesen und singt dazu mit warmer Stimme.
Und sie dreht mit ihren Kompositionen die Bluesgeschichte ein kleines Stück weiter. Denn welcher Blues hat schon je Wut über das Hausfrauen-Dasein beschrieben? Ohne großes technisches Spektakel, sondern schlicht mit musikalischer Klasse und mit viel, viel Drive fegen die drei ihre Zuhörer hinweg - eine echte "Blueslawine".

Im Vergleich dazu nehmen sich die beiden anderen Bands des Abends wie mehr oder weniger große Schneebälle aus. Das gilt für die Swamptones, und das ist auch bei "Crimson Alley" nicht anders. Zwar lassen interessante Gitarren- oder Orgelsolos aufhorchen. Doch Flügel verleihen können sie dem Blues nicht. Denn erbarmungslos nagelt die Bass-Drum die Höhenflügler in permanenten Vierteln fest: Und weil sie viel zu laut abgemischt war, wurde sie zum gnadenlosen Killer des Grooves. So gesehen fast ein verschenkter Abend - wären nicht "The Mudsliders" gewesen.

(NOZ-Artikel vom 24.02.2003 von Ralf Döring)

Anmerkung der Bluesverstärker: Ein verschenkter Abend wäre es auch ohne die Mudsliders nicht gewesen, gute Kritiken von uns und vielen befragten Zuschauern auch für Crimson Alley und die Swamptones.